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WS 24/25 Aristoteles: Nikomachische Ethik
Der Begriff „Tugend“ steht im Zentrum der Nikomachischen Ethik, gilt uns heute aber als abgegriffene Münze und sagt uns nur selten noch etwas. Um diese Münze aufzupolieren, reicht es nicht, den Gemeinplatz zu wiederholen, tugendhaft sei, wer das richtige Maß findet. Wir müssen allererst erfragen, was das bedeutet. Was heißt es denn, zu wissen, was zu tun ist? Warum reicht es nach Aristoteles nicht aus, praktisch klug zu sein, um als tugendhaft zu gelten? Und worin besteht der hierbei in Anspruch genommene Unterschied von praktischem zu bloß theoretischem Wissen? Indem wir derlei Fragen nachgehen, erlangen wir ein Gespür dafür, dass die Tugendethik des Aristoteles keine starren Kategorien von Gut und Böse herausgibt, sondern verlangt, Ethik als selbstreflexive Praxis einzuüben. Die Nikomachische Ethik will uns gewissermaßen nicht sagen, was das Gute ist, sondern wie man ein guter Mensch wird. Daher kann uns die Frage, was Nikomachos tun würde – der junge Mensch, den Aristoteles mutmaßlich im Kopf hatte, als er seine Ethik schrieb –, im Seminar als Leitstern dienen. Das Ziel wäre es, sich ein lebendiges Bild vom Tugendhaften machen zu können.
Wir studieren die ethischen Lehren des Aristoteles anhand zentraler Ausschnitte seiner „Nikomachischen Ethik“. Das Seminar soll eine Einführung in die Ethik Aristoteles bieten und betont die Bedeutung des praktischen Wissens für moralisches Handeln. Es erwarten Sie Lektüresitzungen sowie praxisorientierte Diskussionen.
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WS 24/25: Gewusst-Wie: Texte zum praktischen Wissen
Manchmal weiß man einfach, was und wie etwas zu tun ist. Doch um dieses intuitive „Gewusst-wie“ als echtes Wissen verständlich zu machen, reicht es nicht aus, auf Floskeln wie „Das macht man halt so!“ oder „Das haben wir immer schon so gemacht!“ zurückzugreifen. Stattdessen müssen wir fragen, was es bedeutet, praktisch zu wissen, was zu tun ist, wie sich dieses Wissen vom theoretischen unterscheidet und wie eine philosophische Disziplin sicherstellen kann, dass beide Wissensarten nicht verwechselt werden.
Im Seminar werden wir uns daher zuerst die Unterscheidung zwischen „Wissen-dass“ und „Wissen-wie“ erarbeiten und dabei zentrale philosophiehistorische Entwicklungen und theoretische Grundlagen kennenlernen. Darauf aufbauend reflektieren wir den Zusammenhang zwischen praktischem Wissen und moralischen Tugenden und erkunden Implikationen im Bereich der Tugendethik. Eine handlungstheoretische Perspektive gewinnen wir ferner, indem wir fragen, welche Rolle Selbstbewusstsein im praktischen Handeln spielt. Im letzten Schritt loten wir interdisziplinäre Bezüge aus: zuerst in Bezug auf die Bildungsphilosophie John Deweys und anschließend mit Blick auf die Entwicklungspsychologie Jean Piagets. Der Dreischritt aus Grundlagen, innerphilosophischen Perspektiven und interdisziplinären Bezügen soll uns einen Überblick über das weite Feld praktischen Wissens verschaffen.
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